312 Posten bei der Tallinn-O-Week angelaufen
Bericht von Ralph Meißner
Wer die internationale OL-Szene regelmäßig verfolgt, weiß längst, dass sich die seit einigen Jahren etablierte Tallinn-O-Week zu einer Top-Veranstaltung entwickelt hat. So trafen sich im Juni 600 Läufer aus 22 Nationen (darunter nur 5 Deutsche), um bei dem an Abwechslung kaum zu überbietenden 6-Tage-Ereignis den puren OL-Genuss zu erleben. Dabei haben Britta in der D 21 (u.a. mit 2 World Rankings) und Ralph in der H 60 bemerkenswerte 180 bzw. 132 Posten angelaufen.
Der erste Wettkampf war ein Sprint in einem weitläufigen Freilichtmuseum, wo wir zwischen historischen Gebäuden, die verstreut in einem Waldgelände lagen, die Idealroute anstrebten. Es galt in dieser herrlichen Kulisse vor allem die kleinen Öffnungen in den Steinmauern bei der Routewahl zu berücksichtigen, ehe man das Zielgelände an einer Windmühle erreichte. Am zweiten Tag ging es am Rande von Tallinn neben der Universität auf eine Mitteldistanz, die mit einer Besonderheit aufwartete. Der Schlussteil führte uns in ein Labyrinth mit der Größe eines halben Fußballfeldes, was im Idealfall noch einmal rund 3 Minuten Zeit in Anspruch nahm. Tag 3 führte uns ins Zentrum von Tallinn, wo eine Mitteldistanz quasi im Sprinttempo zu bewältigen war. Leider führten uns die Routen nicht – wie in den letzten Jahren üblich – in die historische Altstadt, sondern in anschließende neuere Stadtteile. Dass die Esten die Altstadt „schonten“, lag daran, dass 2016 die WMOC und 2017 die WM in Tallinn veranstaltet werden, natürlich mit dem Weltkulturerbe „Altstadt“ als Sprintgelände. So kamen wir nach einem flotten Rennen durch eine Fußgänger-unterführung mit langen Treppen auf dem Freiheitsplatz ins Ziel.
Die Etappen 4 bis 6 fanden etwa 30 Km außerhalb der Hauptstadt in Kiefernwäldern an der Ostseeküste statt. Kennzeichnend waren die vielen dünenartigen Senken und Kuppen, garniert mit oft schwer erkennbaren tiefen Löchern (die Posten standen in den Löchern), des Weiteren umgeben von einem Grüngürtel dichter Vegetation, in dem kleine Sumpfgebiete eingebettet waren. Hier konnte keine Langeweile aufkommen, insbesondere an den beiden letzten Finaltagen (mit separater Wertung) beiderseits des Wasserfalls bei Keila-Joa an einem kleinen Fluss, der hier in das Meer mündet. Höhepunkt war zweifellos der Schlusstag mit dem 100-Posten-OL. Das bedeutete, dass die Herren Elite tatsächlich 100 Posten in vorgegebener Reihenfolge anlaufen musste. Bei mir reduzierte sich das zwar auf immer noch stattliche 40 Posten in der H 60, aber Britta sah sich mit 70 Posten konfrontiert. So erklärt sich auch unsere in der Überschrift genannte Gesamtzahl der Posten. Der Herausforderung noch nicht genug, bestand der Mittelteil nur aus einer Höhenlinienkarte im veränderten Maßstab 1:5000, ehe die Wettkämpfer wieder auf die vollständige Karte wechseln konnten. Im Ziel löste sich dann beim Auslesen die spannende Frage auf, ob man einen Posten vergessen oder in der Reihenfolge vertauscht hat und damit alle Konzentration und Laufleistung vergebens waren. Britta und ich bekamen auf unserem Splitzeitenausdruck, der dem Kassenbon eines Supermarktes nach einem Großeinkauf glich, die Bestätigung, dass wir alles richtig gemacht hatten, womit sich Britta sogar noch auf einen guten 10.Platz in der Finalwertung verbesserte.
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